Die ersten bay. Postkarten auf Privatbestellung / Postgeschichte Stein (Mfr)
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Postgeschichte Stein

 Die Geschichte der Post in Stein beginnt mit dem Bau der Eisenbahnlinie Nürnberg-Ansbach, die im Jahre 1875 eröffnet wurde.
  Schon Jahre vorher  waren Steiner Bürger bemüht, eine Postverbindung an den Ort zu bekommen. So richtete z. B. der Steiner
  Kaufmann Christian  Wilhelm Arold im August 1868 ein Gesuch auf Errichtung einer Postexpedition  in Stein an das kgl. bayerische
  Oberpostamt in  Nürnberg. Wesentlich kleinere Orte hatten bereits eine Postverbindung. In Großweismansdorf wurde schon im
  November 1860 eine Postexpedition errichtet und in Schweinau 1861. Die Zustellung der Post in Stein erfolgte ab 1860 durch den
  Landzusteller von Nürnberg aus. 1861 erhielt Schweinau einen Teil dieses Zustellbezirkes. Es ist aber nicht festzustellen ob Stein
  dazugehörte oder ob es noch bis 1875 von Nürnberg aus versorgt wurde.

Mühlradstempel 667
von Großweismannsdorf

Am 15. Mai 1875 wurde die Post- und Bahnexpedition Stein eröffnet
Die Räume der Post waren im Bahngebäude an der neu eröffneten Strecke   Nürnberg-Ansbach untergebracht. Der Zustellbezirk der Postexpedition umfaßte die Orte Stein, Deutenbach, Oberbuch, Unterbuch, Weiherhaus, Kreutles,  Neumühle, Unterasbach, Gebersdorf, Großreuth und Kleinreuth. Vorher wurden diese Orte von den Expeditionen Schweinau, Fürth und Fürther Kreuzung betreut. Geändert wurden die Zustellbezirke 1877 als Kleinreuth und Großreuth zu Schweinau und Deutenbach nach Reichelsdorf kamen. Neudeutenbach und die Einöde Neuwerk kamen dafür zum Bestellbezirk von Stein. Richtig zufrieden war man aber in Stein mit der Postversorgung immer noch nicht, besonders weil die Postexpedition fast 3 km vom eigentlichen Ort entfernt war und der Fußweg dorthin lange und beschwerlich war.  

Erster Poststempel
Stein i. Mfr.
Bahnhof Stein 1875

Im Mai 1896 stellte die Gemeinde Stein ein Gesuch an das kgl. Oberpostamt in Nürnberg, mit der Bitte um Verlegung der Postexpedition vom Bahnhof in den Ort . Der Bleistiftfabrikant Lothar von Faber hat diese Petition mit unterzeichnet. Es sollte aber noch  fast 4 Jahre dauern, bis sich dieser Wunsch erfüllte. Derweil wurde die Postexpedition am Bahnhof in eine Postagentur umgewandelt (1898). Gleichzeitig wurde die postalische Bezeichnung geändert in Stein a. d. Rednitz. Nachdem der Ort Gebersdorf, auf dessen Gebiet sich der Bahnhof Stein befand, 1899 nach Nürnberg eingemeindet wurde, erhielt die Postagentur am Bahnhof die Bezeichnung Nürnberg 21 - Stein a. R. Bahnhof.

Am 16. Januar 1900 war es dann endlich soweit: In gemieteten Räumen mitten im damaligen Ort wurde ein Postamt III. Klasse errichtet. Die Funktionen der Postagentur im Bahnhof gingen auf dieses Postamt über, insbesondere der Zustellbezirk Leider existiert von diesem Postamt kein einziges Foto. Inhaber der Poststelle wurde Konrad Vogel (bis 1902), der aus Heiligenstadt in Oberfranken kam. Sein Nachfolger wurde Franz Heimann (bis 1903), der wiederum von Georg Trapp (bis 1906) abgelöst wurde. Von 1906 bis 1914 war Lorenz Hutmann Postexpeditor in Stein (Ort)

Gleichzeitig mit der Eröffnung der Postexpedition im Ort wurde ein Poststall errichtet. Er wurde dem Gastwirt Andreas Kaller übertragen, dessen Gasthaus "Zum goldenen Adler" gegenüber der Postexpedition lag. Er hatte täglich 5 Packwagenfahrten vom Postamt im Ort zur Postagentur im Bahnhof durchzuführen. Die Strecke muß durch die heutige Felsenstraße geführt haben und in einem jämmerlichen Zustand gewesen sein, denn schon 3 Monate nach Dienstantritt bat Kaller das kgl. Oberpostamt um einen neuen Wagen, weil der alte durch die schlechten Straßenverhältnisse stark beschädigt war.

Gasthaus zur Post, 1900
Auch von seinem Postillion trennte sich der Poststallbesitzer nach 3 Monaten Amtszeit. Obwohl Kaller ihn bei einem Musiklehrer in die Lehre geschickt hatte, blies er das Posthornsiginal nie zur Zufriedenheit des Poststallhalters und seiner Vorgesetzten.

Am 1. März 1907 übernimmt die Witwe des Andreas Kaller den Poststall. Zum 30. November 1908 wird der Poststall geschlossen. Die Packwagenfahrten werden  jetzt per Motorfahrzeug nach Nürnberg durchgeführt.

Im April 1914 wird die amtliche Bezeichnung von Stein an der Rednitz in Stein bei Nürnberg geändert. Im Mai des gleichen Jahres wird die Bahnstrecke Stein-Großhabersdorf in Betrieb  genommen und am 1. Juni 1915 nach Unternbibert verlängert. In einem Bahnpostabteil wurde auch Post bearbeitet und mit dem besonderen Bahnpoststempel versehen. Zur Bahnpost

Von 1914 bis 1921 war Ludwig Geier, Postexpeditor II. Klasse, Leiter der Postexpedition Stein. 1920 wurde er zum Postmeister befördert.

Am 30. Juni 1919 wird die Postexpedition Stein-Bahnhof (Nürnberg 21) aufgehoben. Sie hatte schon direkt nach Errichtung der Postexpedition in Stein-Ort sehr an Bedeutung verloren. So wurden z. B. 1898 noch über 17.000 Mark an Einnahmen aus Post.-, Telegraphen- und Telegrammgebühren erzielt, 1902 waren es nicht einmal mehr 400.-- Mark. Auch der Postanweisungsverkehr ging in diesem Zeitraum von 8370 Stück auf  225 zurück. Dabei dürfte ein großer Teil  Dienstpost der Bahnexpedition gewesen sein. Das Postamt Stein-Bahnhof lag an 3.216. Stelle in der Rangfolge der bay. Postanstalten. Das Postamt im Ort  lang an 294. Stelle und hatte 1902 schon ein Briefaufkommen von rund 260.000 Stück und ein Paketaufkommen von über 20.000 Stück zu bewältigen.

Das Postamt Nürnberg 21 Stein a. d. Rednitz Bahnhof wurde von
1900 bis 1919 eigentlich nur wegen der Versorgung der Orte
Gebersdorf und Neumühle mit dem Bronzewerk und für die
Dienstpost der Bahn aufrecht erhalten. Auch die Personalknappheit
nach dem ersten Weltkrieg war ein Grund für das Ende der
Postexpedtion Stein-Bahnhof.

 

Der Text "NÜRNBERG 21 (Stein a, R. Bhf)" ist wegen seiner Länge so klein geworden, dass es ganz selten gut lesbare Abschläge gibt.

Hier ein eingeschriebener Brief vom 9. JAN 09 nach Frankfurt am Main
mit mehreren gut lesbaren Stempeln

Am 11.11.1921 wird die politische Gemeinde Deutenbach aufgeteilt. Die Ortsteile Mühlhof und Krottenbach werden der Stadt Nürnberg einverleibt. Deutenbach,  Eckershof und Bertelsdorf  kommen zur Gemeinde Stein. Anfang 1922 wird auch die postalische Versorgung neu geregelt, indem Deutenbach jetzt vom Postamt Stein betreut wird. Ab 1. Juni 1925 kommen die Orte Gutzberg und Loch dazu.

Nachdem die Firma A. W. Faber das an die Post vermietete Gebäude abreißen möchte, um dort eine moderne Bleimühle zu errichten, ist die Post auf  der Suche nach einem neuen Gebäude, das möglichst zentral gelegen sein soll. 1922 zog das Postamt in das leerstehende alte Schulhaus (Schulhausstr. 126, später Rathausstraße, heute Alexanderstraße). Dort blieb es über 50 Jahre. Leiter des Postamtes wurde der Postmeister Friedrich Hoffmann, der 1932 vom Postsekretär Georg Schmidt abgelöst wurde. An Bedeutung verlor das Postamt, als ab 1. Dezember 1929 die Paketsendungen der Firma A. W. Faber-Castell nicht mehr in Stein aufgegeben wurden, sondern vom Paketpostamt Nürnberg 3 abgeholt wurden. Stein wurde ein "Postamt geringen Verkehrs" mit verkürzten Öffnungszeiten. Ab November 1930 wird es in eine Zweigstelle des Postamtes Nürnberg 2 umgewandelt. 1933 wurde ein zweiter Briefkasten (Knauppstraße) angebracht, weil den Bewohnern des westlichen Gemeindebereiches der Briefkasten am Fahrradgeschäft Müller zu weit entfernt war.

Postamt Stein 1922-1972

Bereits Ende der zwanziger Jahre wurde die Landkraftpost eingeführt, um die ländlichen Gebiete besser versorgen zu können. Die "Landkraftpost West" wurde erst 1936 eingeführt. Sie ist für Stein insofern von Bedeutung, als deswegen in den Ortsteilen Deutenbach und Oberweihersbuch Poststellen II eingerichtet wurden.  Diese erhielten die Post direkt von Nürnberg und nicht mehr über Stein. Die Poststellen waren für die Verteilung und die Annahme von Postsendungen bestimmt. Sie benutzen zweizeilige Handstempel, die neben den Marken abgeschlagen werden mußten. Die eigentliche Entwertung der Marken erfolgte durch das Postamt  Nürnberg 2. Die beiden Poststellen wurden am 1. August 1945 aufgehoben.

Deutenbach 1936

Nach dem Einmarsch amerikanischer Soldaten im April 1945 wurde das Postamt Stein für etwa 8 Tage ganz geschlossen. Nach und nach normalisierte sich der Postverkehr wieder. So wurde z. B. ab 6. Juni 1945 der Postanweisungsverkehr in Nürnberg-Land wieder aufgenommen, andere Postdienste folgten.

Bereits 1943 wurde in Deutschland ein erstes Postleitzahlen-System eingeführt. Das Deutsche Reich wurde in 24 Postleitzonen eingeteilt. Der ganze Bereich Nordbayern erhielten die (13a) zugewiesen. Die amtliche Bezeichnung lautete nun  (13a) Stein bei Nürnberg  Diese Zahl mußte vor dem Bestimmungsort in einem Kreis oder in Klammern angegeben werden. Stempel und Einschreibzettel aus Stein mit dieser Postleitzahl sind erst aus der Nachkriegszeit bekannt.

Einschreiben-Aufkleber
mit Postleitzahl, 1951

Am 1. Dezember 1953 wurden in den Ortsteilen Deutenbach und Oberweihersbuch wieder Poststellen II eingerichtet. Die Zustellbezirke gingen von Stein auf die Poststellen über. Frau Reitenspieß, von der PST Deutenbach mußte die Post in  Deutenbach, Bertelsdorf, Eckershof, Heimgartensiedlung und in der  Regelsbacher Str. ab Nr. 17 zustellen. Der Bereich von Frau Windisch (ab 1957) in Oberweihersbuch umfaßte die Ortsteile Oberweihersbuch, Loch, Ober- und Unterbüchlein, vermutlich auch Gutzberg und Sichersdorf. Der Ortsteil Unterweihersbuch dagegen wurde von PA Stein zugestellt. Wie schon zu Vorkriegszeiten, verwendeten die beiden Poststellen zweizeilige Stempel, die neben den Marken abgeschlagen werden mussten. Die Entwertung erfolgte erst bei Postamt Nürnberg 2.

Ab März 1958 erhält Stein eine neue postamtliche  Bezeichnung:  (13a) Stein über Nürnberg 2, auch die beiden Poststellen erhielten neue Bezeichnungen und neue Stempel. Die Zweikreisstempel mit Datumsbrücke wurde jetzt zur Entwertung der Marken verwendet und nicht mehr  als Nebenstempel. Die Stempel lauteten zunächst (13a) Deutenbach über Nürnberg 2 (bzw. Oberweihersbuch) und wurden kaum 2 Jahre später geändert in (13a) Stein-Deutenbach über Nürnberg 2 (bzw. Oberweihersbuch).

Oberweihersbuch 1954
Deutenbach 1958

1961 wurden in der Bundesrepublik die vierstelligen Postleitzahlen eingeführt. Stein erhielt eine eigene Postleitzahl. Die amtliche Bezeichnung für Stein lautete nun 8504 Stein (bei Nürnberg) während die Poststellen Deutenbach und Oberweihersbuch die Postleitzahl 8501 bekamen, da deren Postzu- und -ableitung nicht über Stein, sondern direkt über Nürnberg 2 erfolgte. Am 31. Mai 1968 wird die Poststelle Deutenbach geschlossen und am 30. April 1969 Oberweihersbuch. Die Zustellbereiche der beiden Poststellen werden jetzt vom PA Stein übernommen. Auch Gutzberg, das erst am 1. Sept. 1973 zur Gemeinde Stein kam, wurde ab 1969 postalisch vom PA Stein betreut.
Rundschreiben an alle Haushalte

Am 1. Juli 1972 wurde die Gemeinde Stein im Zuge der Gebietsreform in den Landkreis Fürth eingegliedert und konnte somit ihre Selbständigkeit erhalten,   Genau 2 Jahre später zieht das Postamt Stein in die neuen Räume in der Theodor-Heuss-Str. 2

Postamt Stein 1972

Ein genauso wichtiges Datum war der 1. Mai 1977 als Stein zur Stadt erhoben wurde. Die postalische Ortsbezeichnung wurde wieder geändert (Der Zusatz "bei Nürnberg" war nicht mehr aktuell, da Stein jetzt zum Landkreis Fürth gehörte) Wie schon von 1875 bis 1898 heißt es jetzt wieder Stein, Mittelfranken die bisherige Postleitzahl 8504 bleibt erhalten.

Erstmals wurde von der Stadtverwaltung bei der Post ein Werbestempel beantragt, der von 1977 bis 1993 verwendet wurde.

Schon seit der Schließung der Poststelle in Deutenbach war die Gemeinde bemüht, für diesen schnell wachsenden Ortsteil ein Postamt zu bekommen. Es dauerte aber fast 25 Jahre, bis es soweit war. Zunächst (ab 3. Juli 1978) wurde Deutenbach von einem fahrenden Postschalter betreut, der dem Postamt Wendelstein unterstellt war und der täglich nur 2 Stunden am Nachmittag geöffnet hatte. Am 10. September 1992 wurde in einem neu errichteten Gebäude in der Schillerstraße 31das Postamt Stein 2 eröffnet. Nach nur fünfjährigem Betrieb wurde es aber am 4. Oktober 1997 schon wieder geschlossen. Die Post ersetzte bundesweit kleinere Ämter durch Postagenturen. So wurde am 6. Oktober 1997 im Lebensmittelmarkt von Heinz Ritt eine Postagentur eröffnet, die wesentlich kundenfreundlichere Öffnungszeiten bieten kann.

Als am 1. Juli 1993 neue Postleitzahlen in Deutschland eingeführt wurden, erhielt Stein die PLZ 90547 zugewiesen. Die beiden Großkunden der Post in Stein, die Firmen Faber-Castell und Möbel-Krügel, erhielten beide die PLZ 90546, die Postfachkunden die Nummern 90543 und 90544

Postamt Stein 2 mit vierstelliger
Postleitzahl
Postamt Stein 2 mit fünfstelliger
Postleitzahl
Postagentur Stein mit den Buchstaben
"zz" als Hinweis auf eine Agentur
Sonderstempel für das Mütter-Genesungswerk, neue Postleitzahl

Leider machte die Rationalisierung der Post auch vor dem Postamt Stein 1 nicht halt. Am 30. November 2004 wurde das Postamt in der Theodor-Heuss-Str. geschlossen und im Fachgeschäft von Radio-Müller am 01.12. 2004 eine Poststelle eröffnet .
Fast 130 Jahre Postgeschichte in Stein gingen damit zu Ende.

Marke Individuell 2013

 

 

Zu seinem 25-jährigen Bestehen im Jahre 2013 legte der Heimat- und Kulturverein Stein e. V. erstmals eine "Briefmarke Individuell" mit dem Motiv des ältestens Hauses der Stadt Stein auf. In diesem Gebäude ist auch das Heimatmuseum des Vereins untergebracht. Die Auflage betrug 5.000 Marken.


Das war ein kleiner Streifzug durch 140 Jahre Postgeschichte in Stein. Neue Kommunikationsmittel wie  Fax, Handy, Smartphone  oder Internet gehen auch an der traditionellen Post nicht spurlos vorüber. Die Schließung vieler Postfilialen bzw. die Umwandlung in Postagenturen ist nur eine Reaktion der "gelben Post" auf solche Veränderungen. Gerade daher ist es wichtig, Vergangenheit zu erforschen und zu dokumentieren. Wenn Sie irgendwo Belege finden, die für die Geschichte der Post in Stein interessant sind, bitte ich um Informationen per Mail    
Georg Büttner